Wir sind uns hoffentlich alle einig, dass jeder Mensch ein
Individuum ist und jeder auf seine Weise einzigartig.
Es gibt, so ist es gewollt und vorgesehen, große Menschen, kleine Menschen, es gibt Männer und Frauen mit weicher Kuschelmasse und welche, die auf Muskeln oder Knochen stehen. Blaue
Augen, grüne, braune, bunte… Es ist eine endlos lange Liste – nicht umsonst schaut jeder Erdenbürger auch anders aus, hat andere Gesichtszüge, einen anderen Gang und auch ein anderes
Wesen.
Aber dann kommen da die bösen Medien
(lustig, weil ich gerade diese „bösen Medien“ nutze, um diese Geschichte zu erzählen). Irgendwelche selbsternannten Model-Scouts und Großkonzerne suggerieren der Masse, was gerade angesagt ist,
was gerade IN ist und wie wir gerade zu sein haben.
Der Mensch ist ein Chamäleon und überaus wandelbar. Zwar nicht lange, weil ewiges Verstellen einfach krank macht, aber über kurze Zeit, solange diese Trends anhalten, ist das schon eine
feine Sache. Und danach schlüpft jeder einfach wieder in ein anderes Federkleid – wir sind ja so herrlich flexibel was die Persönlichkeit betrifft.
Primär geht es natürlich Tag ein Tag aus immer nur ums Aussehen. Diese
Größe ist perfekt, diese Maße sind perfekt, dieser und jener Charakterzug ist perfekt. Hast du das alles nicht, hast du keinen Erfolg, verdienst nicht überdurchschnittlich gut und wirst nicht von
allen geliebt.
Bereits als Babys und
Kleinkinder bekommen wir diesen gestörten Drang makellos zu sein von der Gesellschaft eingeimpft (glücklicherweise gibt es noch ein paar Impfgegner). „Das schönste Mädchen der Welt – so sieht der Kinder-Star heute aus“ – genau so und nicht anders lauten die
Schlagzeilen. Wer hat dieses Mädchen zum Schönsten der Welt ernannt? Wer hat beschlossen, was jetzt schön ist und was nicht?
Kleine Mädchen und auch Jungs bekommen ein gephotoshopptes Bild in die Iris
gebrannt, dass nur Perfektion zu Erfolg führt.
Es genügt schon lange nicht mehr, nur perfekt auszusehen, sondern wir müssen obendrein auch noch schlau sein. Wer mit 25 Jahren nicht mindestens einen Doktor-Titel in irgendwas hat, der
hat schon versagt. Und dann bitte auch noch 10 Jahre Berufserfahrung - das darf ein zukünftiger Dienstgeber voraussetzen.
Familie, Kinder, Partnerschaft, beruflichen Erfolg, sich auf seinen Körper
und seine Gesundheit zu konzentrieren, gutes Aussehen, gesunde Ernährung, täglich Sport und ausreichend Schlaf müssen doch wohl einfach unter einen Hut zu bringen sein. Schließlich schenkt uns
das Universum dafür 24 Stunden – TÄGLICH! 1.440 Minuten und 86.400 Sekunden die Mensch prall füllen kann, mit all den Dingen, die die Gesellschaft vorschreibt, die andere von uns erwarten, dass
wir tun!
Wenn der Mensch das alles ein
bisschen im Hinterkopf behalten würde, dann ist es ganz einfach, ein perfektes Leben zu führen, für das dann jeder von allen anderen beneidet wird.
Aber wahrscheinlich auch
nicht, weil ja dann alle ja perfekt sind – alle und eben auch keiner.